Forscher behauptet, aus Satelliten 600 Meter tief in die Erde sehen zu können – geht das?

Corrado Malanga, Wissenschaftler der Universität Pisa, will 600 Meter unter Kalksteinfelsen sehen können. Hintergrund: KI

Der italienische Forscher Corrado Malanga (74) beschäftigt seit einigen Tagen die Weltpresse und Millionen von Menschen gleichermaßen. Auf Basis seiner Arbeit wird behauptet, unter den Pyramiden von Gizeh in Ägypten riesige Hohlräume, ja ganze Städte gefunden zu haben. Dabei will er mit “Synthetic Aperture Radar Doppler Tomography” von Satelliten aus gearbeitet haben. Wir haben uns angesehen, ob dies plausibel ist – oder der Mann das Wunschdenken der Menschen, ein großes Geheimnis zu entdecken, für seine Publicity ausnutzt.

Besonders intensiv berichtet das britische Boulevardmagazin Daily Mail über die angeblichen Erkenntnisse des italienischen Wissenschaftlers Corrado Malanga von der Universität Pisa und seinem Kollegen Filippo Biondi von der Universität Strathclyde sowie dem Ägyptologen Armando Mei. Eine ganze Kampagne mit diesbezüglichen Artikeln finden Sie hier:

Viele Menschen in unserer Gegenwart sind davon überzeugt, dass wir nicht alles über die Entstehung des Menschen und die Geschichte der Menschheit wissen. Sie glauben, dass uns die Wahrheit absichtlich vorenthalten wird. Deshalb sehen sie nun mit großem Interesse und Vorfreude auf die Erkenntnisse der genannten Wissenschaftler.

Zunächst erschien im Jahr 2022 unter dem Titel “Synthetic Aperture Radar Doppler Tomography Reveals Details of Undiscovered High-Resolution Internal Structure of the Great Pyramid of Giza” in einem Journal namens “Remote Sensing” eine Arbeit, welche sich mit der von den Wissenschaftlern verwendeten Technologie beschäftigt. Darin wird behauptet, aus den mittels “Synthetic Aperture Radar Doppler Tomography” gewonnenen Daten die Hohlräume in der Khnum-Khufu (Cheops) Pyramide korrekt gemessen zu haben – sie wurden in ein 3D-Modell des Innenlebens überführt. Dabei will man auch einige bislang unbekannte Kammern gefunden haben. Die Arbeit wurde in einem populärwissenschaftlichen Buch mit dem Titel “Chnum-Chupu. Cheops: Das Ende eines Mysteriums. Als die Götter nicht sterben wollten” erweitert.

Tatsächlich wurde im Jahr 2023 eine weitere, bislang unbekannte Kammer in der Cheopspyramide gefunden. Die Entdeckung hatte allerdings nichts mit den Messungen der Italiener zu tun, die entdeckte Kammer befand sich auch an einer gänzlich anderen Stelle, als von Malanga und Biondi vorhergesagt. Die im März 2023 entdeckte Kammer ist ein etwa neun Meter langer und über zwei Meter hoher Korridor, der sich oberhalb des ursprünglichen Eingangs an der Nordseite der Pyramide befindet. Diese Entdeckung wurde durch Myonentomografie und andere zerstörungsfreie Methoden bestätigt und später mit einer Endoskopkamera visuell verifiziert.

Das von Biondi und Malanga verwendete SAR-DT führte zu deren Behauptung, neue Strukturen zu zeigen, ohne jedoch genaue Positionen eindeutig zu spezifizieren oder mit archäologischen Funden zu korrelieren. Die Autoren sprechen allgemein von “internen Hohlräumen” und “Untergrundstrukturen”, ohne konkrete Koordinaten oder eine direkte Verbindung zu bekannten Bereichen wie dem Nord Eingang oder der 2023 entdeckten Kammer anzugeben. Ihre Ergebnisse blieben spekulativ und haben sich archäologisch vor Ort nicht bestätigen lassen. Die spekulative Natur zeigt sich, wenn man die oben verlinkte Arbeit selbst studiert. Zwar versuchen die Autoren darzustellen, wie ihre diffusen Pixelbilder mit Hohlräumen in der Pyramide zusammenhängen sollen – besonders nachvollziehbar ist dies objektiv nicht.

Ein Beispiel. In der Pixelgrafik (rechts außen) wollen die Autoren den bekannten Hohlraum erkannt haben. Tatsächlich dürfte es sich eher um eine abenteuerliche Interpretation handeln, zwischen solidem Fels und Gängen (Dunkelblau) findet sich kein Unterschied.

Diese Vorgeschichte ist wesentlich, um die neueste Behauptung der Wissenschaftler auf den Prüfstand zu stellen. Denn es ist klar, dass aus den Daten von 2022 eben keine detaillierte und akkurate Abbildung des Innenlebens der Pyramide möglich war, die sich oberhalb des Kalksteinfelsens befindet. Um die Dimensionen zu verstehen, die sogenannte Königskammer liegt etwa 43 Meter über Bodenniveau, darüber befinden sich fünf Entlastungskammern (siehe auch das oben gezeigte Beispielbild, die Zeichnung links mit der Bezeichnung (a)). Insgesamt liegen 100 Meter Steinblöcke über der Königskammer. Die 2023 entdeckte, neue Kammer liegt hingegen “nur” unter 10-15 Meter Steinblöcken. Um es zu wiederholen, diese Kammer wurde durch die Technik von Biondi und Malanga nicht erkannt.

Warum ist das wichtig? Die SAR-Technologie ist unter idealen Bedingungen in der Lage, etwa 10 Meter in den Boden zu sehen, manche Quellen behaupten sogar 15 Meter. Kalksteinfelsen sind hingegen keine ideale Bedingung. Sowohl der Untergrund als auch der größte Teil der Pyramide bestehen aus Kalkstein. Hier wird unter idealen Bedingungen eine Eindringtiefe von 50 cm angenommen.

Die SAR-Doppler-Tomografie (Synthetic Aperture Radar Doppler Tomography) ist eine fortschrittliche Methode der Radarbildgebung, die auf dem Prinzip der synthetischen Apertur (SAR) und der Analyse von Doppler-Verschiebungen basiert. Sie wird genutzt, um hochauflösende, dreidimensionale Abbildungen von Objekten oder Strukturen zu erzeugen, indem sie die Bewegung des Radars und die Mikrobewegungen des Ziels ausnutzt. Erst durch die möglichen Mikrobewegungen eines Ziels ist es möglich, hier eventuell etwas tiefer in das Gestein zu sehen. Dazu muss aber die Datenbasis stimmen. Die Wissenschaftler haben nicht offengelegt, wie viele Bilder des Satelliten COSMO-SkyMed ihnen zur Verfügung standen und ob es plausibel ist, dass man aus mehreren Abbildungen des Bereichs der Pyramide ausreichend Daten mit “Mikrobewegungen” erhalten hat. Ebenso haben sie nicht genau beschrieben, wie die Daten interpretiert wurden (“ein spezieller Algorithmus”). Ohne Rohdaten, eine detaillierte Beschreibung der Methodik und vor allem ohne Bestätigung durch traditionelle Messtechniken wie Myonentomografie bleibt die Reproduzierbarkeit fraglich.

Am 15. März veröffentlichten dieselben Wissenschaftler eine Presseaussendung, welche den Hintergrund des aktuellen “Wirbels” bildet. Darin wird behauptet, dass man nun mit der SAR-DT Technik bis zu drei Kilometer unter die Oberfläche blicken könne. Wir haben die Presseaussendung gesucht – gefunden und stellen sie unseren Lesern hier zur Verfügung.

Im Grunde genommen wird eine zweidimensionale Pixelgrafik präsentiert, welche beweisen soll, dass sich unter den Pyramiden 600 Meter lange, senkrechte Hohlschäfte befinden, die von einer Art Spiralrampe umgeben sind.

Auf dieser Basis konstruierte man folgende Annahme, wie diese Schäfte unter der Pyramide aussehen sollen.

Tatsächlich bewiesen ist hingegen nichts. Seriöse und etablierte Wissenschaftler, sowohl in der Ägyptologie als auch der Messtechnik, weisen darauf hin, dass die verwendete Technik die behaupteten Resultate nicht liefern könne und die Interpretationen der Bilder “abenteuerlich” wären. Manche weisen darauf hin, dass man gegebenenfalls eine Abbildung dessen sieht, was zu erwarten ist, wenn ein Bauwerk von 6 Millionen Tonnen Gewicht auf den Boden einwirkt. So gut wie alle befragten Wissenschaftler, außer jenen, die am Projekt beteiligt waren, sagen aus, dass die Behauptungen “völlig falsch” und “aus der Luft gegriffen” wären und jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren würden.

Tatsächlich könnte man relativ rasch den Beweis führen, ob man mit SAR-DT entsprechende Strukturen bestimmen kann. Weltweit sind viele unterirdische Anlagen und Bunker gut bekannt und erforscht. Man müsste die Technik nur an einem bereits vermessenen Ort anwenden und feststellen, ob man durch dickes Gestein korrekte Ergebnisse erzielt. Wie oben dargestellt, konnte die Technik aber nicht einmal die Position einer Kammer der Cheops-Pyramide liefern, die sich verhältnismäßig nahe der Oberfläche befindet. Die Behauptungen der Forscher sind also außerordentlich fragwürdig.

Weiters dürfte sich das Militär brennend für so eine Technik interessieren, wenn sie existieren sollte und funktioniert. Beispielsweise wären die Terrortunnel der Hamas in Israel innerhalb weniger Stunden in Schutt und Asche gebombt – und tausende Menschenleben gerettet worden. Auch im Ukraine-Krieg gibt es sicher viele Anwendungen für eine Möglichkeit, kilometerweit in den Boden zu blicken, um Tunnel und Bunker zu entdecken.

Tatsächlich schließen auch etablierte Ägyptologen nicht aus, dass sich unter der Cheopspyramide oder anderen Pyramiden noch Gänge, Kammern und andere Hohlräume befinden. Die Bauplätze könnten für die Menschen der Region schon viel länger einen wichtigen, kultischen Charakter gehabt haben.

Völlig ins Reich der Science-Fiction, Mythen und Märchen gleitet man allerdings ab, wenn man aufgrund der nicht verifizierten Bilder beginnt, unter den Pyramiden ganze Städte zu sehen, welche ein altes, unbekanntes Volk hinterlassen hätten. Es ist zwar nachvollziehbar, dass viele Menschen auf dieser Welt auf einer Sinnsuche sind und dabei auch zu den Ursprüngen zurückkehren möchten – doch ohne jegliche Beweise solche Behauptungen aufzustellen, nährt höchstens falsche Hoffnungen und tatsächliche “Fake News” ohne echten Erkenntnisgewinn für die Menschheit. In jedem Fall ist es wenig sinnstiftend, solche Gedanken zu publizieren, ohne dass auch nur für einen einzigen der behaupteten Gänge der Beweis seiner Existenz erbracht wurde.

Vielleicht gibt es etwas mehr Aufschluss über die Denk- und Herangehensweise des Forschers Corrado Malanga, wenn man sich seine sonstigen Bücher ansieht, beispielsweise:

  • Aliens oder Dämonen: Die bewusste Entscheidung, die Zeiten der Täuschung zu beenden
  • Cheope – Die Fabrik der Unsterblichkeit: Die wahre Geschichte darüber, wer wir waren
  • UFOs im Geist – Hypnosesitzungen des Entführten Valerio Lonzi

Hier dürfte durchaus sehr viel Wunschdenken der Vater der Gedanken sein – und auch wenn man mit offenem Geist durch die Welt gehen sollte, müssen solche Theorien immer mit handfesten, für jedermann überprüfbaren Beweisen belegt sein. Sonst riskiert man schnell, dem Reich der Wahnsinnigen und Spinner zugeordnet zu werden oder tatsächlich dorthin abzugleiten.

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